Eine kurze Einführung in das Archiv
Dieses Tribunal war Teil der Bemühungen, die die USA und andere Nationen nach dem Sieg über Nazi-Deutschland unternahmen, um die Verantwortlichen für die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs zur Rechenschaft zu ziehen.
Zwischen 1945 und 1948 wurden im Justizpalast von Nürnberg mehrere internationale Kriegsverbrecher-Prozesse gegen verschiedene Verantwortliche durchgeführt, daher auch der Name „Nürnberger Tribunal.“
Das Nürnberger Tribunal bestand aus einer Serie von insgesamt 13 Prozessen. Der erste dieser Prozesse wurde gegen die so genannten „Hauptkriegsverbrecher“ geführt und trug den offiziellen Titel „Die USA, Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion gegen Hermann Göring und andere.“ Dieser Prozess fand 1945/46 statt und endete mit langen Gefängnisstrafen bzw. dem Todesurteil für die meisten Angeklagten.
Interessanterweise, wurde lediglich dieser erste Prozess gegen die politischen und militärischen Repräsentanten des Nazi-Regimes in den Geschichtsbüchern als „Das Nürnberger Tribunal“ beschrieben. Diese Verdrehung der historischen Wahrheit hatte den Zweck, die Aufmerksamkeit von den eigentlichen „Hauptkriegsverbrechern“ abzulenken, die mit ihrem gewaltigen ökonomischen Potential die Machtergreifung der Nazis und die Vorbereitungen für den Zweiten Weltkrieg überhaupt erst möglich machten.
Die Manager von IG Farben
Fritz ter Meer (1884-1967)
- 1926-1945 Vorstandsmitglied von IG Farben, Mitglied des Arbeitsausschusses und des technischen Ausschusses, Direktor von Sektion II
- 1943 Bevollmächtigter für Italien des Reichsministers für Rüstung und Kriegsproduktion, militär-wirtschaftlicher Chefindustrieller, zuständig für Auschwitz
- 1948 der „Plünderung“ und der „Versklavung“ für schuldig befunden und zu sieben Jahren Haft verurteilt 1952 entlassen
- 1955 Aufsichtsratsmitglied von Bayer
- 1956-1964 Aufsichtsratsvorsitzender von Bayer, Aufsichtsratsvorsitzender der Th. Goldschmidt AG, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank AG, Aufsichtsratsmitglied der Waggonfabrik Uerdingen, der Düsseldorfer Waggonfabrik AG, des Bankvereins Westdeutschland AG und der VIAG
Otto Ambros (1901-1990)
- 1938-1945 Mitglied des Vorstands von IG Farben, Mitglied des chemischen Ausschusses und Vorsitzender der Kommission K (Wirkstoffe), Sonderberater von Krauchs Forschungs- und Entwicklungsabteilung für den Vierjahresplan, Direktor des Sonderausschusses C (chemische Wirkstoffe), des Hauptausschusses für Pulver und Sprengstoffe in der Rüstungsbehörde, militärisch-industrieller Leiter
- Verantwortlich für die Auswahl von Standort, Planung, Bau und Betrieb von IG Auschwitz als Werksleiter Geschäftsführer der Buna-Werke und verantwortlich für die Produktion von synthetischem Benzin
- 1945 Ritterorden und Verdienstkreuz
- 1948 der „Versklavung“ für schuldig befunden und zu acht Jahren Haft verurteilt
- 1952 entlassen
- Ab 1954 Vorsitzender, stellvertretender Vorsitzender und Mitglied der Aufsichtsräte von: Chemie Grünenthal, Pintsch Bamag AG, Knoll AG, Feldmühle Papier- und Zellstoffwerke, Telefunken GmbH, Grünzweig & Hartmann, Internationale Galalithgesellschaft, Berliner Handelsgesellschaft, Süddeutsche Kalkstickstoffwerke, Vereinigte Industrieunternehmungen (VIAG) mit ihren Tochtergesellschaften Scholven-Chemie und Phenol-Chemie, als Berater für F. K. Flick und des US-Industriellen J.P. Grace Anfang der achtziger Jahre in den „Flick-Skandal“ verwickelt
Hermann Schmitz (1881-1960)
- 1926-1935 Vorstandsmitglied von IG Farben, 1935-1945 Aufsichtsratsvorsitzender und „Finanzchef“ von IG Farben
- Militärisch-industrieller Leiter, Mitglied der NSDAP
- 1941 Kriegsverdienstkreuz 1. Klasse
- 1948 der „Plünderung“ für schuldig befunden und zu vier Jahren Haft verurteilt
- 1950 entlassen
- 1952 Aufsichtsratsmitglied der deutschen Bank Berlin West
- 1956 Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der Rheinischen Stahlwerke
Fritz Gajewski (1888-1962)
- 1931-1945 Vorstandsmitglied von IG Farben, Leiter von Sektion III (Koordination mit Dynamite Nobel)
- In Nürnberg aller Anklagen für „nicht schuldig“ befunden
- 1949 Geschäftsführer, 1952 Aufsichtsratsvorsitzender der Dynamite Nobel AG
- 1953 Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
- 1957 Ruhestand, Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der Dynamite Nobel AG, Aufsichtsratsvorsitzender von Genschow & Co. und der Chemie-Verwaltungs AG, Aufsichtsratsmitglied der Hüls AG und der Gelsenkirchener Bergwerke
Heinrich Buetefisch (1894-1969)
- 1934-1945 Vorstandsmitglied von IG Farben, stellvertretender Direktor von Sektion I, Direktor synthetisches Benzin für IG Auschwitz
- Führte 1932 (zusammen mit Gattineau) das Gespräch mit Hitler, das den Benzinpakt begründete, 1936 Mitarbeiter von Krauch im Hinblick auf den Vierjahresplan als Produktionsvertreter für Öl im Rüstungsministerium
- SS-Obersturmbannführer, militärisch-industrieller Leiter, Mitglied im „Freundeskreis Reichsführer SS“
- 1948 der „Versklavung“ für schuldig befunden und zu sechs Jahren Haft verurteilt
- 1951 entlassen
- 1952 Aufsichtsratsmitglied u. a. von Ruhr-Chemie und Kohle-Öl-Chemie
- 1964 Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland; aufgrund heftiger Proteste wurde der Preis 16 Tage später zurückgenommen.
Friedrich Jaehne (1879-1965)
- 1934-1945 Vorstandsmitglied von IG Farben, Chefingenieur von IG Farben, stellvertretender Direktor der BG-Zentrale Rhein/Maingau
- 1943 militärisch-industrieller Leiter, Verdienstkreuz 1. Klasse; 1948 der „Plünderung“ für schuldig befunden und zu 18 Monaten Haft verurteilt
- 1955 Aufsichtsratsmitglied der „neuen“ Farbwerke Hoechst. Im selben Jahr zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt – Karl Winnacker sagte: „In der Zwischenzeit wurde das Gesetz über Liquidation verabschiedet und hat uns alle von diskriminierenden Vorschriften befreit. So konnten wir Friedrich Jähne, Chefingenieur der alten IG Farben, in den Aufsichtsrat berufen. Er führte bis 1963 den Vorsitz über den Aufsichtsrat. Niemand von uns hätte 1945 gedacht, dass wir eine solche Kooperation erreichen würden.“
- Aufsichtsratsvorsitzender der Alfreds Messer GmbH (später Messer Griesheim), Aufsichtsratsmitglied bei Linde
- 1959 Dr. Ing. eh. der TH München, 1962 Bayer-Verdienstmedaille, Ehrensenator der TH München, Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
Carl Krauch (1887-1968)
- 1926-1940 Vorstandsmitglied von IG Farben, 1940-1945 Aufsichtsratsvorsitzender, Direktor des Koordinationszentrums W, Direktor der Reichswirtschaftsbehörde, Bevollmächtigter für Sonderfragen der chemischen Produktion, militärisch-industrieller Leiter
- 1943 Ritterorden für besondere Verdienste
- 1948 der „Versklavung“ für schuldig befunden und zu sechs Jahren Haft verurteilt
- 1950 entlassen
- 1955 Aufsichtsratsmitglied der Hüls GmbH
- Im Frankfurter Auschwitz-Prozess 1956 soll er gesagt haben: „Sie waren in der Regel asoziale Elemente, so genannte politische Gefangene.“ (Beschreibung der Gefangenen von Auschwitz-Monowitz)
Carl Wurster (1900-1974)
- 1938-1945 Vorstandsmitglied von IG Farben, Direktor von BG Oberrhein, Aufsichtsratsmitglied von DEGESCH
- Militärisch-industrieller Leiter und Reichsrechnungskammer für Wirtschaft
- 1945 Ritterorden und Verdienstkreuz
- In Nürnberg aller Anklagen für „nicht schuldig“ befunden
- 1952 Aufsichtsratsvorsitzender der „neuen“ BASF, Aufsichtsratsvorsitzender der Duisburger Kupferhütte und der Robert Bosch AG, Aufsichtsratsmitglied von Augusts Viktoria, der Buna-Werke Hüls GmbH, der Süddeutschen Bank, der Deutschen Bank, der Vereinigten Glanzstoff, von BBC, Allianz und Degussa; 1965 Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender der BASF
- 1952 Ehrenprofessor der Universität Heidelberg, Dr. rer. RK h.c. der Universität Tübingen, 1953 Dr. Ing. eh der TH München, 1955 Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, Bayer-Verdienstmedaiile, 1960 Dr. rer. pole h.c. der Universität Mannheim, Ehrensenator der Universitäten Mainz, Karlsruhe und Tübingen, Ehrenbürger der Universität Stuttgart, Ehrenbürger der Stadt Ludwigshafen, 1967 Schiller-Preis der Stadt Mannheim, Präsident des Verbands der chemischen Industrie, Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft, der Gesellschaft der deutschen Chemiker